Hamburg, 11. Januar 2023 – Der Klimawandel ist die größte Krise unserer Zeit. Noch besteht eine kleine Chance, die 2015 im Pariser Klimaabkommen festgehaltene 1,5-Grad Erwärmung einzuhalten. Doch dafür braucht es in den wenigen Jahren, die uns noch zur Verfügung stehen, grundlegende Veränderung auf der ganzen Welt. Schaffen wir es noch, das Ruder rumzureißen? Wie die Deutschen über die Notwendigkeit von Klimaschutz denken, das Bemühen von Politik und Unternehmen einschätzen und selbst Klimaschutz betreiben, fand Appinio in einer repräsentativen Umfrage (nach Alter und Geschlecht) mit 1.000 Deutschen heraus.
Key Insights:
Die überwältigende Mehrheit der Deutschen sorgt sich um die Folgen des Klimawandels und findet Klimaschutz wichtig. Aus allen Richtungen und Generationen heraus wird strengerer Klimaschutz gefordert.
Für die meisten Deutschen ist der Klimawandel unausweichlich oder nur noch hinauszuzögern. Nur die Minderheit, darunter vor allem die aktiven Klimaschützer, glaubt, das Ruder noch rumreißen zu können.
Fast die Hälfte der Deutschen betreibt keinen aktiven Klimaschutz. Auch Klimaschutzbewegungen wie die “Letzte Generation” und insbesondere deren Protestformen werden von der Bevölkerung mehrheitlich abgelehnt.
Zitation: Die Umfrage wurde vom 19. bis 20. Januar 2023 von Appinio durchgeführt. Befragt wurden 1.000 Personen in Deutschland im Alter von 16 bis 65 Jahren, national repräsentativ für das Alter und Geschlecht der Bevölkerung. Zu den Studienergebnissen im Appinio Dashboard geht es hier.
Acht von zehn Deutsche machen sich (eher) Sorgen um die Folgen des Klimawandels (79 Prozent). Kaum verwunderlich, dass die überragende Mehrheit Klimaschutz (eher) wichtig findet (88 Prozent). Ähnlich viele in der deutschen Bevölkerung sagen sogar, es braucht (eher) noch mehr Klimaschutz (87 Prozent). Generationenkonflikte gibt es hierbei nicht: Klimaschutz ist den 25- bis 34-Jährigen genauso wichtig wie den 55- bis 65-Jährigen (60 und 59 Prozent).
Doch wie sieht aktiver Klimaschutz aus? Die meisten Deutschen recyclen, sparen Ressourcen (Strom, Wasser, etc.) oder steigen auf öffentliche Verkehrsmittel um (81, 62 und 57 Prozent). Vier von zehn Befragte verzichten fürs Klima sogar auf Flugreisen (43 Prozent), jeder Fünfte zahlt einen freiwilligen CO2-Ausgleich (22 Prozent).
Der Wille ist da, aber wird die Weltgemeinschaft den Klimawandel noch in globaler Zusammenarbeit eindämmen können? Die Deutschen sind eher pessimistisch. Über die Hälfte meint, der Klimawandel könne nur noch hinausgezögert werden, jeder Fünfte hält ihn gar für unausweichlich (56 bzw. 22 Prozent). Die kämpferischen Optimisten sind in der Unterzahl: Nur jeder Sechste glaubt daran, den Klimawandel noch stoppen zu können (17 Prozent). Am optimistischsten ist hierbei die Gen Z, wo jeder Vierte (25 Prozent) glaubt, das Ruder noch herumreißen zu können. Auch sind Männer tendenziell hoffnungsvoller als Frauen (19 vs. 14 Prozent). Mehr Optimismus herrscht unter den Klimaschützern: Jeder Zweite (54 Prozent), der sich aktiv für Klimaschutz einsetzt, glaubt, den Klimawandel noch aufhalten zu können, jeder Dritte hält das Hinauszögern für das realistischste Szenario (32 Prozent).
Bei der Dringlichkeit des Problems und dem Stellenwert von Klimaschutz herrscht gesellschaftlicher Konsens. Doch es hapert bei der Umsetzung. Die Mehrheit der Deutschen ist (eher) unzufrieden mit dem Klima-Engagement der Politik und der Wirtschaft (66 und 62 Prozent). Allerdings scheint das nicht Motivator genug dafür zu sein, selbst tätig zu werden. Zwar gilt: Wer sich (eher) Sorgen um den Klimawandel macht, setzt sich oftmals (sehr) aktiv für den Klimaschutz ein (81 Prozent). Doch fast die Hälfte (47 Prozent) der Deutschen setzt sich (eher) nicht aktiv für den Klimaschutz ein. Gründe sind vor allem Bequemlichkeit, Mangel an Zeit oder Geld sowie die Überzeugung, als Einzelperson sowieso nichts ausrichten zu können (je 32 Prozent).
Ein einfacher Weg für mehr Klimaschutz wäre die Unterstützung einer Umweltschutzorganisation oder Protestbewegung. Hier fallen vielen Deutschen als erstes Greenpeace, Greta Thunberg und Bündnis 90/Die Grünen ein (12, 10 und 6 Prozent). Doch nur jeder vierte Deutsche (24 Prozent) fördert eine Klimaschutz-Organisation oder ist selbst Mitglied. Die Generationen Y (25- bis 34-Jährige) und Z (16- bis 24-Jährige) sind dabei öfters in Protestgruppen aktiv (34 bzw. 25 Prozent).
In letzter Zeit warben junge Gruppen wie “Fridays for Future” oder die “Letzte Generation” öffentlichkeitswirksam für mehr Klimaschutz. Letztere stiften mit ihren Aktionen bewusst Chaos in der Öffentlichkeit, um Aufmerksamkeit auf den Klimawandel zu legen. Ob auf der Straße festkleben oder berühmte Gemälde mit Suppe bewerfen: Dank solcher Aktionen ist die “Letzte Generation” zwei Dritteln der Deutschen (64 Prozent) ein Begriff, nur jeder Fünfte (20 Prozent) hat noch nie von der Protestbewegung gehört. Doch die “Letzte Generation” stößt im Allgemeinen eher auf Ablehnung: Zwei Drittel der Deutschen (67 Prozent) befürworten die Bewegung (eher) nicht. Zusätzlich fanden drei Viertel der Befragten, die eine Protestaktion mitbekommen haben, diese (eher) nicht gut (73 Prozent).